Kritik am bestehenden Vergütungssystem
Alf Reuter, der Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie - Technik (BIV - OT), hat deutlich gemacht, dass das derzeitige Abrechnungssystem, das 2003 eingeführt wurde und auf Fallpauschalen basiert, die schnittfreudigen Praktiken fördert. Nach Reuters Beobachtungen hat dies zu einer Zunahme privater Klinikketten geführt, die einen Anreiz haben, häufiger zu operieren, um höhere Einnahmen zu generieren. Dies hat vielerorts zu einer industriellen Skalierung von Knie- und Hüftoperationen geführt, bei denen die Quantität der Eingriffe oft vor der medizinischen Notwendigkeit steht.
Die Forderung nach Stärkung konservativer Therapien
Die OTWorld 2024 mit über 550 Ausstellern aus aller Welt zeigt nicht nur die internationale Relevanz der Messe, sondern auch die breite Unterstützung für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit orthopädischen Erkrankungen. Reuter betont die Wichtigkeit, dass konservative Behandlungsmethoden, die weniger invasive Alternativen zu Operationen darstellen, in der Ausbildung und durch gesetzliche Rahmenbedingungen gestärkt werden müssen. Es sei essentiell, dass der medizinische Nachwuchs wieder mehr in diesen traditionellen Techniken ausgebildet wird und dass diese finanziell ebenso attraktiv gemacht werden wie operative Eingriffe.
Ausblick und Herausforderungen
Während Messe - Geschäftsführer Martin Buhl - Wagner die Leipziger Messe als wiedererstarkend beschreibt und ein erfolgreiches Jahr 2024 prognostiziert, bleibt die Frage offen, welche konkreten Maßnahmen die Politik ergreifen wird, um die geforderten Änderungen umzusetzen. Die Branche sieht mit Spannung den weiteren Entwicklungen entgegen und hofft auf eine verstärkte Rückbesinnung auf die Grundlagen der konservativen Orthopädie. Mit der vertraglichen Sicherung der OTWorld in Leipzig für die nächsten Jahre bleibt die Messe ein zentraler Treffpunkt für Fachleute, die sich für eine umsichtige und patientenorientierte Weiterentwicklung des Gesundheitssystems einsetzen.
Die OTWorld in Leipzig hat einmal mehr gezeigt, wie dringend Reformen im deutschen Gesundheitssystem benötigt werden, insbesondere um die Überbetonung chirurgischer Eingriffe zugunsten einer stärkeren Fokussierung auf konservative Behandlungsformen zu überwinden. Die Diskussionen und Forderungen auf der Messe verdeutlichen die Notwendigkeit, das bestehende Vergütungssystem zu überdenken und konservative Therapien sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis zu stärken.
Quelle: TAG24