Die Muskulatur des Beckenbodens wird bei Frauen außerdem häufig durch eine Geburt beziehungsweise die vorausgehende Schwangerschaft geschwächt. Grundsätzlich betrifft das Problem der Harninkontinenz Frauen öfter als Männer. Diese lassen sich so besonders häufig Inkontinenzprodukte auf Rezept durch ihren Arzt verschreiben.
Harndrang – Dieser Prozess steckt dahinter
In den Nieren findet die Konzentration des Harns statt. Im Anschluss transportieren ihn die Harnleiter bis zur Harnblase. In dieser wird der Harn kontinuierlich gesammelt. Erreicht die Blase ein Volumen zwischen rund 130 und 150 Millilitern, kommt es zu dem Auslösen eines Nervenreiz – dieser signalisiert, dass es bald Zeit für die Blasenentleerung ist.
Bei einer einwandfreien Funktion der Blasenregulierung ist auch ein Unterdrücken dieses Harndrangs möglich. Es ist normalerweise nicht nötig, bei den ersten Anzeichen von Harndrang umgehend auf die Toilette zu gehen. Kontinenz bedeutet also, dass ein bewusstes Zurückhalten und willentliches Kontrollieren der Harnentleerung möglich ist.
Anders gestaltet sich die Situation bei einer vorliegenden Inkontinenz. Der Vorgang kann dann durch die Betroffenen nicht mehr aktiv gesteuert werden und sie verlieren unwissentlich Harn.
Was löst eine Harninkontinenz aus?
Es ist durchaus möglich, dass sich die Inkontinenz ausschließlich auf eine alleinige Ursache zurückführen lässt. In den meisten Fällen wirken jedoch verschiedene Faktoren zusammen, welche das Leiden auslösen.
Das Geschlecht
Im Vergleich leiden junge Frauen bereits wesentlich öfter unter einer Inkontinenz als gleichaltrige Männer. Zurückzuführen ist dies auf eine generell schwache Beckenbodenmuskulatur der Frauen. Diese weist außerdem eine geringere Flexibilität auf.
Die Spannkraft der Muskeln wird durch die vorhandenen Durchtrittsstellen und den breiteren Beckenquerschnitt reduziert. Im Leben einer Frau treten überdies mehr Ereignisse in Erscheinung, welche die Entstehung einer Inkontinenz begünstigen.
Schwangerschaft und Geburt
Zu diesen Ereignissen zählen zum Beispiel Schwangerschaften und Geburten. Im Zuge einer Schwangerschaft kommt es zu einem höheren Druck auf die Muskulatur des Beckenbodens. Die Geburt selbst stellt eine zusätzliche Belastung dieses Bereichs dar. Im Beckenbereich kommt es durch die Wehen bei der Geburt zudem häufig zu Verletzungen.
Darüber hinaus verändert sich in einigen Fällen der räumliche Abstand zu Harnröhre und Blase durch das Pressen im Rahmen der Geburt. Dies kann eine gestörte Funktion des Schließmuskels nach sich ziehen. Mit jeder Geburt können die negativen Auswirkungen auf die Blase verstärkt werden.
Oft bildet sich die Inkontinenz, welche umgehend nach der Entbindung auftritt, aber auch wieder zurück. Dieses Phänomen wird als postpartale Inkontinenz bezeichnet.
Die Menopause
In der Menopause werden weniger Hormone im weiblichen Körper produziert. Dadurch wird auch die Durchblutung der Harnröhre beeinflusst und Inkontinenz begünstigt.
Übergewicht
Liegt ein starkes Übergewicht vor, geht dieses oft mit einer Bindegewebsschwäche durch die hohe Fetteinlagerung einher. Davon ist auch die Muskulatur des Beckenbodens betroffen. Daneben herrscht ein höherer Druck auf den Beckenboden durch den schweren Bauchraum.
Das Alter
Darüber hinaus sorgt auch das Alter für eine veränderte Harnblasenmuskulatur. Bei Männern sind zudem häufig eine vergrößerte Prostata oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten für eine Harninkontinenz verantwortlich.
Erkrankungen
Es lassen sich jedoch auch viele Erkrankungen ausmachen, welche Symptome einer Inkontinenz auslösen.
Zu diesen gehören unter anderem chronische Erkrankungen der Atemwege, neurologische Krankheiten, wie Multiple Sklerose oder Alzheimer, Schlaganfälle, Blasensteine, Diabetes oder Bandscheibenvorfälle.