Donnerstag, 31 Juli 2025 14:17

Verfahren gegen Hells Angels vor Ende

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Polizei sichert Tatort nach Rocker-Schießerei in Leipzig. Polizei sichert Tatort nach Rocker-Schießerei in Leipzig. pixabay/Foto illustrativ

Ein bemerkenswerter Schritt der Justiz sorgt in Leipzig für Aufsehen. Neun Jahre nach dem tödlichen Zusammenstoß rivalisierender Rockergruppen auf der Eisenbahnstraße in Leipzig könnte ein langwieriges Ermittlungsverfahren überraschend enden. Die Staatsanwaltschaft beantragte beim Landgericht Leipzig die Zustimmung zur Einstellung der Verfahren gegen zwölf mutmaßlich beteiligte Mitglieder der Hells Angels – gegen geringe Geldauflagen.

Inhaltsverzeichnis:

Hells Angels und United Tribuns auf der Eisenbahnstraße

Am 25. Juni 2016 eskalierte in Leipzig ein Konflikt zwischen Hells Angels und United Tribuns. Auf der Eisenbahnstraße, einem von den United Tribuns beanspruchten Gebiet, veranstalteten die Hells Angels eine öffentlich sichtbare Machtdemonstration. Es kam zur Auseinandersetzung. Der 27-jährige Veysel A., Anwärter bei den United Tribuns, wurde durch mehrere Schüsse tödlich verletzt. Drei weitere Personen erlitten Verletzungen.

Der Schütze Stefan S. und drei weitere Hells Angels wurden 2019 zu lebenslanger Haft wegen gemeinschaftlichen Mordes verurteilt. Zwölf weitere Rocker, die ebenfalls anwesend waren, blieben zunächst im Fokus der Ermittler – trotz ihrer passiven Rolle vor Ort.

Aussagen führen zur Wende im Verfahren

Im Jahr 2023 sagten drei der zu lebenslanger Haft verurteilten Hells Angels umfassend aus. Auch andere Mitglieder brachen ihr Schweigen. Nach Informationen aus Justizkreisen soll Frank Hanebuth, einflussreicher Hells Angels-Chef aus Hannover, zuvor intern grünes Licht für die Kooperation mit den Behörden gegeben haben.

Die neuen Aussagen brachten eine entscheidende Wende: Die Theorie eines gemeinsamen Mordplans aller anwesenden Leipziger Hells Angels war nicht mehr haltbar. Die Ermittlungen konzentrierten sich daraufhin nicht mehr auf Mord, sondern auf Vorwürfe wie schweren Landfriedensbruch und versuchte gefährliche Körperverletzung.

Gleichbehandlung mit rivalisierenden United Tribuns

Auch gegen Mitglieder der United Tribuns wurden dieselben Tatvorwürfe erhoben. Ermittlungen zufolge hatten sie die Auseinandersetzung mit gezielten Karatetritten ausgelöst. Damit wurde der Gewaltexzess, bei dem Veysel A. starb, durch beide Seiten mitverschuldet.

Die Strafverfolger stellten nun fest, dass die Schwere der Schuld bei den zwölf verbleibenden Hells Angels nicht ausreiche, um eine öffentliche Anklage zwingend zu machen. Der Vorschlag: Verfahrenseinstellung nach § 153a der Strafprozessordnung, gekoppelt mit Geldauflagen.

Entscheidung beim Landgericht Leipzig steht bevor

Die 8. Strafkammer des Leipziger Landgerichts entscheidet nun über den Antrag der Staatsanwaltschaft. Laut Gesetz ist eine Einstellung bei minder schweren Vergehen möglich, wenn das öffentliche Interesse durch Auflagen beseitigt werden kann und die Schuld der Angeklagten nicht als schwerwiegend gilt.

  • Zustimmung der Kammer zur Einstellung des Verfahrens
  • Zustimmung der Beschuldigten
  • Zahlung festgelegter Geldbeträge
  • Wegfall weiterer strafrechtlicher Schritte

Sollte der Antrag genehmigt werden, endet eines der aufwändigsten Rocker-Verfahren in Deutschland nach neun Jahren – ohne Hauptverhandlung für die zwölf Beschuldigten. Ein symbolträchtiger Abschluss, der Fragen nach Rechtsfrieden und Gerechtigkeit neu entfacht.

Quelle: TAG24, www.welt.sn2world.com