Dienstag, 15 Juli 2025 11:49

Leipzig wächst anders

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Bevölkerung Leipzigs wächst durch Zuwanderung. Bevölkerung Leipzigs wächst durch Zuwanderung. Foto: pixabay

Leipzig hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Die Stadt erlebte zwischen 2011 und 2024 das größte prozentuale Bevölkerungswachstum unter den deutschen Großstädten mit über 500.000 Einwohnern. Dennoch zeigt sich ein klarer Trend: Die Dynamik verschiebt sich. Geburtenrückgänge, Abwanderung ins Umland und veränderte Zuwanderungsströme wirken sich unmittelbar auf die Stadtplanung aus.

Inhaltsverzeichnis:

Leipzig überholt Frankfurt und Berlin

Mit einem Wachstum von 21 Prozent zwischen 2011 und 2024 liegt Leipzig deutlich vor Frankfurt am Main (12,6 Prozent), Berlin (11,4 Prozent) und München (10,9 Prozent). Diese Zahlen stammen von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 4,1 Prozent. Damit hat Leipzig seine Stellung als dynamischste Großstadt Deutschlands untermauert.

Eine stichpunktartige Übersicht:

  • Leipzig: 21,0 %
  • Frankfurt am Main: 12,6 %
  • Berlin: 11,4 %
  • München: 10,9 %
  • Deutschland gesamt: 4,1 %

Dieses Wachstum wurde besonders durch die Jahre nach 2010 getragen. Damals verzeichnete Leipzig sowohl mehr Geburten als auch eine deutliche Nettozuwanderung.

Ausland ersetzt Geburtenanstieg

Die Entwicklung seit den 2010er Jahren zeigt: Zuwanderung – besonders aus dem Ausland – ist inzwischen der Haupttreiber des Leipziger Wachstums. Der natürliche Saldo (Geburten abzüglich Sterbefälle) ist seit Jahrzehnten negativ und verschärfte sich zuletzt weiter. Die Phase ab 2010 war geprägt von steigenden Geburtenzahlen, doch seit etwa 2021 ist auch dieser Trend rückläufig.

Jahresvergleich - natürlicher Saldo vs. Wanderungssaldo

JahrNatürlicher SaldoWanderungssaldo
1990 -5.000 -18.000
2013 -2.000 +10.000
2022 -3.000 +17.000
2023 -3.500 +7.000

Die starke Nettozuwanderung hat den negativen natürlichen Saldo überkompensiert und so für Bevölkerungswachstum gesorgt. Doch auch hier verschieben sich die Ströme.

Ukrainische Flüchtlinge prägen das Jahr 2022

Besonders auffällig ist der Anstieg der Zuwanderung aus dem Ausland im Jahr 2022, als über 20.000 Menschen – hauptsächlich aus der Ukraine – nach Leipzig kamen. Dies war der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung 2002. Seitdem sinkt die Zahl jedoch wieder.

Herkunft der Zuwanderung seit 2002

Die Zuwanderung stammt aus fünf Hauptquellen:

  • Ausland (z. B. Ukraine, Syrien, Afghanistan) – seit 2016 Hauptquelle des Wachstums
  • Westdeutschland – stabiler Zufluss
  • Ostdeutschland – seit 2023 im negativen Bereich
  • Umland – Leipzig verliert kontinuierlich Bevölkerung
  • Unbekannt – schwankend

Die Verluste an das direkte Umland betreffen vor allem junge Familien. Diese ziehen wegen Wohnraum und Lebensqualität ins Umland, was wiederum die Leipziger Geburtenzahlen negativ beeinflusst.

Neue Realität für Kitas und Schulen

Ende 2024 lebten laut städtischem Melderegister 632.562 Menschen mit Hauptwohnsitz in Leipzig – ein Plus von 0,6 Prozent zum Vorjahr. Allerdings steht diese Zahl unter Vorbehalt. Der Zensus 2022 geht von rund 20.000 weniger Einwohnern aus. Diese Differenz könnte sich stark auf Finanzzuweisungen vom Freistaat Sachsen auswirken.

Auch in den umliegenden Landkreisen ist die Geburtenrate rückläufig, was den demografischen Wandel weiter verschärft. Der Autor Christoph Bein, der die Studie „Die Leipziger Bevölkerung im Wandel“ verantwortet, betont den Wandel der demografischen Prämissen. Der Rückgang der Geburten verändert langfristig auch den Arbeitsmarkt.

Die Phase des reinen Wachstums ist vorbei. Jetzt beginnt die Phase der Neuausrichtung.

Quelle:Leipziger Zeitung, webrivaig.com/de