Dienstag, 21 Oktober 2025 12:49

Leipzig kämpft gegen den Straßenbahnlärm

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Leisere Straßenbahnen für ein ruhigeres Leipzig Leisere Straßenbahnen für ein ruhigeres Leipzig Foto: Pixabay

Die Großstadt Leipzig steht seit Jahren vor einem altbekannten Problem. Straßenbahnen donnern, rumpeln und quietschen durch viele Stadtteile und sorgen für eine erhebliche Lärmbelastung. Zwar gilt der Autoverkehr weiterhin als Hauptquelle des Stadtlärms, doch wer in der Nähe großer Straßen wohnt, hört auch die Bahnen deutlich. Besonders im Sommer, wenn Fenster offenstehen, ist der Krach kaum zu vermeiden. Aus dieser Situation heraus entstand eine Petition, die die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) auffordert, endlich Maßnahmen für leisere Straßenbahnen zu ergreifen.

Inhaltsverzeichnis:

Felicitas Möde und ihr Protest gegen Straßenbahnlärm

Die Leipzigerin Felicitas Möde machte ihrem Ärger über den Straßenbahnlärm Luft und formulierte eine Petition an die LVB. Sie forderte, dass die Stadt dringend Maßnahmen für leisere Bahnen umsetzt. In ihrer Eingabe schrieb sie: „Müssen Straßenbahnen wirklich wie ein Donnergrollen durch unsere Stadt fahren? In vielen Stadtteilen Leipzigs – ob in Sellerhausen, Reudnitz, Plagwitz oder Lindenau – hören Anwohnende mehrmals pro Stunde das Kreischen in den Kurven, das Rumpeln über Weichen und das Vibrieren der Wände, wenn eine Bahn vorbeirauscht.“

Besonders nachts sei die Belastung für viele unerträglich. Lärm, so betonte Möde, macht krank. Er führe zu Schlafstörungen, Bluthochdruck, Konzentrationsproblemen und seelischer Erschöpfung. Am meisten litten Kinder, ältere Menschen und besonders empfindliche Personen unter dem Dauerlärm.

Vergleich mit Zürich, Freiburg und Kopenhagen

In ihrer Petition verwies Möde auf andere Städte, die bereits erfolgreich gegen Straßenbahnlärm vorgegangen sind. „In Zürich fahren Bahnen nahezu geräuschlos über modernisierte Gleise. In Freiburg oder Wien werden geräuschdämpfende Fahrwerke und Schmieranlagen eingesetzt. In Kopenhagen ersetzt nachts ein stiller Busverkehr die lauten Schienenfahrzeuge.“

Diese Beispiele zeigen, dass technische Lösungen existieren und umgesetzt werden können. Leipzig, so Mödes Forderung, solle diesen Städten folgen und konkrete Schritte einleiten.

Vorschläge für leisere Straßenbahnen in Leipzig

Felicitas Möde präsentierte eine Reihe konkreter Maßnahmen, um den Lärm zu reduzieren. Dazu gehören:

  1. Tempolimits für Straßenbahnen in reinen Wohngebieten und während der Nachtstunden
  2. Regelmäßiges Schienenschleifen, Einsatz von Schmieranlagen und verbesserte Wartung, insbesondere in Kurven
  3. Anschaffung moderner, geräuscharmer Straßenbahnfahrzeuge
  4. Ersatz nächtlicher Straßenbahnen durch leisere Busverbindungen, sofern technisch möglich
  5. Einrichtung einer Beschwerdeplattform für Straßenbahnlärm mit öffentlicher Rückmeldung und regelmäßigem Umsetzungsbericht

Die Petition wurde im Juni eingereicht und betont, dass leise Mobilität machbar und längst überfällig sei. Die Initiatorin stellte klar: „Wir Leipziger*innen stehen zum öffentlichen Nahverkehr – aber nicht auf Kosten unserer Gesundheit.“

Reaktion des Amts für Umweltschutz Leipzig

Am 29. Oktober soll die Petition im Stadtrat behandelt werden. Das Amt für Umweltschutz hat sich bereits ausführlich dazu geäußert. Laut der Behörde arbeiten die LVB kontinuierlich daran, die Lärmbelastung durch Straßenbahnen zu senken. Dazu gehören der Kauf neuer Fahrzeuge, das Schienenschleifen sowie die Installation von Schmieranlagen und eine intensivere Wartung.

Die Stadt betonte zudem, dass die Belastung in den letzten Jahren zurückgegangen sei. Die regelmäßige Lärmkartierung, die alle fünf Jahre durchgeführt wird, zeige eine Verbesserung der Situation. Die Ergebnisse der Kartierung aus dem Jahr 2022 weisen darauf hin, dass die Zahl der von Straßenbahnlärm betroffenen Menschen seit 2017 deutlich abgenommen hat.

Jedoch machte das Amt auch deutlich, dass weitere Maßnahmen notwendig bleiben. Diese sollen in der 2025 vom Stadtrat beschlossenen dritten Fortschreibung des Lärmaktionsplans berücksichtigt werden.

Grenzen der Umsetzung und Zukunftsperspektiven

Nicht alle Punkte der Petition gelten als realisierbar. Das Amt für Umweltschutz erklärte, dass Tempolimits für Straßenbahnen sowie deren Ersatz durch Busse nachts nicht umsetzbar seien. Die LVB besäßen keinen ausreichend großen Buspark, um die hohe Zahl an Fahrgästen, auch in den späten Abendstunden, zu transportieren.

Der Petitionsausschuss des Stadtrates folgte dieser Einschätzung. Dennoch bleiben viele Anwohnerinnen und Anwohner enttäuscht. Wer in der Nähe von Hauptstraßen lebt, leidet weiterhin unter dem Lärm der Straßenbahnen. Für sie wären leisere Bahnen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.

Leipzig steht damit vor einer klaren Aufgabe: den Fortschritt der städtischen Mobilität mit dem Schutz der Gesundheit seiner Bürger zu vereinen.

Quelle: LEIPZIGER ZEITUNG, www.fox360.net/de