Donnerstag, 09 Oktober 2025 12:31

Bahnprobleme zwischen Leipzig und Dresden

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Pendler warten auf bessere Verbindungen zwischen Leipzig und Dresden. Pendler warten auf bessere Verbindungen zwischen Leipzig und Dresden. Foto: Pixabay

Zwischen Leipzig und Dresden bestehen seit Jahren Probleme im Bahnverkehr. Überfüllte Züge, Verspätungen und fehlende Verbindungen beeinträchtigen den Alltag tausender Pendler. Ursache sind veraltete Strukturen und Sparmaßnahmen aus den 1990er Jahren, deren Auswirkungen noch immer spürbar sind. Der Verkehrspolitiker Stefan Hartmann und der Fahrgastverband PRO BAHN fordern dringende Verbesserungen.

Inhaltsverzeichnis:

Streit um weniger ICE-Halte in Riesa

Die Deutsche Bahn plant, ab Dezember 2025 den Großteil der ICE-Halte in Riesa zu streichen. Künftig sollen nur noch fünf Verbindungen dort halten – zwei am Morgen in Richtung Leipzig (6:48 Uhr und 8:48 Uhr) sowie drei am Abend in Richtung Dresden (19:11 Uhr, 21:11 Uhr und 23:11 Uhr). Damit würden fast drei Viertel der bisherigen Fernverbindungen entfallen. Begründet wird dieser Schritt mit einem neuen Fahrplankonzept, das einen Anschluss in Erfurt zum Sprinter nach Nürnberg und München vorsieht.

Nach Angaben des Fahrgastverbands PRO BAHN ergibt sich die Reduzierung jedoch nicht aus zwingenden fahrplantechnischen Gründen. Stattdessen sei sie Folge einer sogenannten „Kurzwende“ in Dresden, bei der ICE-Züge nach nur rund 25 Minuten wieder abfahren sollen, um den Fahrzeugbedarf zu senken. Diese Entscheidung bezeichnet PRO BAHN als rein betrieblich motiviert und nicht notwendig. Frühmorgendliche und späte Verbindungen, die von der Kurzwende unberührt bleiben, beweisen laut Verband die technische Machbarkeit eines vollständigen Halteplans.

Kritik von Stefan Hartmann und Forderungen an den Verkehrsminister

Stefan Hartmann, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, kritisiert die Entwicklung scharf. Er spricht von überfüllten Zügen, unzuverlässigen Verbindungen und einer jahrelangen Vernachlässigung der Strecke Leipzig–Dresden. Besonders betroffen sei der Saxonia-Express RE50, dessen Kapazitäten der Fahrgastzahl nicht gerecht werden.

Im Abschlussbericht der ÖPNV-Strategiekommission des Freistaats Sachsen wurde bereits 2024 eine Taktverdichtung auf einen Halbstundentakt für den RE50 empfohlen. Dieses Ziel sei bislang nicht umgesetzt. Hartmann fordert den Verkehrsminister auf, mit der Deutschen Bahn über konkrete Maßnahmen zu sprechen. „Bis dahin braucht es mindestens eine Kapazitätserweiterung der Fahrzeuge, um der wachsenden Fahrgastzahl gerecht zu werden“, so der Politiker.

Reaktionen aus der Region Dresden

Der Wegfall der ICE-Halte in Riesa ist laut Michael Koch, Regionalreferent des Fahrgastverbands PRO BAHN, ein Rückschlag für die gesamte Region. Pendlerinnen und Pendler müssten künftig auf den ohnehin überlasteten Regionalzug RE50 ausweichen. Reisende, die von der RB45 umsteigen, verlören zudem den Anschluss an den Fernverkehr Richtung Erfurt und Frankfurt. Das führe zu längeren Fahrzeiten von bis zu einer Stunde.

Auch Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender von PRO BAHN, sieht das Problem in der geplanten Kurzwende. Er hält die 25 Minuten Wendezeit für zu knapp, insbesondere für ICEs aus dem verspätungsanfälligen Ballungsraum Frankfurt. Stattdessen solle ein ankommender Zug zunächst abgestellt und gereinigt werden, während ein anderer bereitgestellt wird – ähnlich wie es Konkurrent Flixtrain in Hamburg praktiziert.

Forderung nach Erhalt des Systemhalts Riesa

Der Fahrgastverband PRO BAHN verweist zudem auf Widersprüche in den Aussagen der Deutschen Bahn. Noch im Jahr 2022 wurde Riesa als wichtiger Knotenpunkt bezeichnet, dessen ICE-Halt langfristig gesichert sei. Nun jedoch soll dieser Status entfallen.

In einer abschließenden Stellungnahme fordert PRO BAHN:

  1. Beibehaltung des Systemhalts Riesa für die ICE-Linie 50 (Dresden–Leipzig–Frankfurt–Wiesbaden)
  2. Verzicht auf die instabile Kurzwende in Dresden durch Einsatz eines zusätzlichen Umlaufs
  3. Sicherung ausreichender Kapazitäten auf der Linie 50, etwa durch modernisierte ICE 1 mit neun Wagen, Doppeltraktionen der ICE T oder vergleichbare Fahrzeuge

Die Strecke Leipzig–Dresden bleibt damit ein Prüfstein für die Verkehrspolitik Sachsens und die Zukunft des Bahnverkehrs in der Region.

Quelle: LEIPZIGER ZEITUNG, www.patizonet.com/de